Vaison la Romaine – Geschichte live erleben

Das knapp 6.000 Einwohner zählende Städtchen Vaison la Romaine liegt im Departement Vaucluse und ist etwa 28 km von Orange und 50 km von Avignon entfernt. Bereits in der Bronzezeit entstanden dort erste Siedlungen, bevor sich zuerst die Gallier und später die Römer am Ufer der Ouvèze niederließen. Der Ort wird durch den Fluss in zwei Ortsteile geteilt, die durch eine Brücke aus der Römerzeit miteinander verbunden sind. Am rechten Ufer befindet sich die Unterstadt mit den antiken Ausgrabungen; am linken Ufer geht es bergauf in den mittelalterlichen oberen Teil der Stadt. Die einstige römische Stadt „Vasio“ wurde im Lauf der Jahrhunderte stark zerstört, weshalb nach und nach die Oberstadt am linken Ufer der Ouvèze entstand.

Nach der Überquerung der schönen Römerbrücke erkundeten wir die Oberstadt mit ihren malerischen Gassen und den wunderbaren mittelalterlichen Häusern. Bis zur ganz oben liegenden Ruine der mittelalterlichen Burg sind einige Höhenmeter zu bewältigen. Belohnt wird diese sportliche Leistung mit einem herrlichen Blick auf die Stadt und die Umgebung. Die Anlage wird hier als Château ( = Schloss) bezeichnet, doch diente sie ganz offensichtlich als Überwachungsposten zu militärischen Zwecken. Der imposante Burgfried wurde im 12. Jahrhundert errichtet und sollte die Macht des damaligen Besitzers demonstrieren. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wird die Burg nicht mehr bewohnt.

Auf dem Weg zu den antiken Ausgrabungsstätten der Unterstadt am rechten Flussufer kommt man an hübschen Geschäften und kleinen Lokalen vorbei. Die römischen Ausgrabungsstätten von Vaison la Romaine zählen zu den größten in Frankreich.  Das gesamte Gelände umfasst 15 Hektar, von denen 8 Hektar für Besucher zugänglich sind. Die Ausgrabungsstätten sind zwar ganzjährig fast täglich geöffnet, doch in der Nebensaison sind sie mittags geschlossen und die Öffnungszeiten etwas verkürzt. Wir haben diesen Teil der Stadt deshalb an einem Extra-Tag besichtigt, um genügend Zeit für unseren Besuch zu haben.

Bisher wurde erst ein Fünftel der einstigen römischen Stadt ausgegraben. Die anderen Teile sind unter der später entstandenen „neuen Stadt“ verborgen. Die beiden Ausgrabungsstätten Vestiges de Puymin und Vestiges La Villasse liegen fußläufig nicht weit voneinander entfernt und können problemlos an einem Termin erkundet werden. Rund um den Puymin-Hügel befinden sich verschiedene Häuserruinen, Säulen und die Überreste eines römischen Theaters. Auch das römische Museum mit Mosaiken, Fresken und Statuen sowie jeder Menge Bild- und Filmmaterial gibt es hier zu erkunden. Der Besuch lohnt sich!

All diese Impressionen haben uns bestens auf den Spaziergang des Ausgrabungsgeländes von Vestiges de La Villasse, dem 2. Teil unserer Tour vorbereitet. Die ehemalige Einkaufsmeile des antiken Vasio mit ihren Boutiquen, die Mosaiken und die Therme sowie das Maison du Dauphin beflügelten unsere Phantasie. Welche Geschäfte sich wohl an der antiken Händlerstrasse befanden? Welche Kleidung und welchen Schmuck mögen die feinen Römerinnen getragen haben? Und wie herrlich muss ein Besuch in den Thermen gewesen sein! Hier kann man Geschichte live erleben und nicht nur Kinder haben ihren Spass an einer solchen spielerischen Zeitreise!

Fotos: Barbara Gruber-Stahl
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